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Diskussion über Aktionskunst unter Schwarzgelb:

Politische Farbenlehre spielt kaum eine Rolle

Im Berliner 'Kunsthaus Tacheles' diskutierten Filmproduzent Sven Wegner und Politaktivist Patrique Stach mit dem Mediensoziologen Hartmut Lühr die Frage, ob politische Aktionskunst in den letzten Jahren zu `handzahm´ geworden ist. Die Antwort fiel uneinheitlich aus. Dass sich mit der neuen schwarzgelben Bundesregierung die Bedingungen für künstlerische Kritik an gesellschaftlichen Misständen ebenfalls verändert hätten, wurde hingegen mehrheitlich verneint.

Patrique Stach ('Bleib passiv') und Markus Wegner ('Prenzlbasher'), 2009 im Berliner 'Kunsthaus Tacheles'Wegner, der zuletzt mit dem Webisode-Projekt 'Prenzlbasher' gegen das neue Spießertum im einstigen Berliner Avantgarde-Stadtteil Prenzlauer Berg zu Felde zog, räumte ein, dass man sich insbesondere im Internet den modernen Sehgewohnheiten der Netzgemeinde ein gutes Stück anpassen müsse, wenn man gegen die überwältigende Konkurrenz gänzlich unpolitischer Spaßvideos bestehen wolle. Subtilität als Stilmittel sei in der Konkurrenz mit den Sidos und Lemmys leider nicht das Mittel der Wahl, wenn man möglichst viele Zuschauer erreichen wolle. Dennoch seien eine Reihe von Medienprofis, wie z.B. der RBB und auch Teile der Berliner CDU, zunächst auf die satirischen Attacken gegen Windhundebesitzer, Doppelkinderwagen-Schieberinnen und Exil-Schwaben hereingefallen.

Die ideologische Färbung der jeweils amtierenden Bundesregierung spielt nach Patrique Stach vom Projekt 'Bleib passiv' für politische Aktionskunst kaum eine Rolle. Zwar erwarte er, dass nach den Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen "noch einige Masken fallen werden", er empfinde die Frage nach den jeweils dominanten Parteien und Politikern innerhalb der gegenwärtigen Machtstrukturen in der Bundesrepublik jedoch als nachrangig und nahezu beliebig. Seine Arbeit im eher basisdemokratisch ausgerichteten Projekt 'Bleib passiv' ziele in erster Linie darauf ab, Menschen auf den permanenten Konsumdruck und andere Ablenkungsmanöver der herrschenden Klasse aufmerksam zu machen, die eine demokratischere Gesellschaft verhinderten.

Hartmut Lühr von der Satireplattform moderne21 stimmte sowohl mit Patrique Stach als auch mit Sven Wegner darin überein, dass für die Zukunft unter Schwarzgelb kein Mangel an wichtigen Themen für politische Aktionskunst zu befürchten sei.