Politische Satire: Staatsnah geht die Moderne stiften



In der Zentrale der staatsnahen Stiftung 'moderne21' geht es hoch her: Um die nur an einen einzigen Bewerber
zu vergebenen Fördergelder konkurrieren gleich vier Vereine, die jeweils einen Vertreter vorbeigeschickt haben.
Die Kuratoren sehen sich vor eine schwere Wahl gestellt, denn die um die kräftige Finanzspritze streitenden
Damen und Herren gehen alles andere als zimperlich miteinander um.




Sonja Schmidt-Peters vertritt als Kuratorin die Grundsätze der `moderne21´-Stiftung
KURATORIN der Stiftung moderne21

Sonja Schmidt-Peters

Sonja Schmidt-Peters von der Stiftung `moderne21´ hat eine schwierige Wahl zwischen den Berwerbern und ihrem jeweiligen Anliegen zu treffen. Um eine Entscheidung zu fällen, erhalten alle vier ausreichend Zeit, die eigene Initiative sachlich aber auch garniert mit der einen oder anderen Anekdote zu präsentieren und sich von den Mitbewerbern abzugrenzen.

# Sonja Schmidt-Peters als Kuratorin: Vertretung der Grundsätze der `moderne21´-Stiftung




Kurator Lars Wessel
KURATOR der Stiftung moderne21

Lars Wessel

Die Aufgabe von Lars Wessel, der `rechten Hand´ von Kuratorin Schmidt-Peters ist es, die Bewerberinnen und Bewerber um die Stiftungsgelder zu ermutigen, die Unterschiede zwischen den jeweiligen Initiativen, möglichst deutlich herauszustellen. Mit schönen Worten und gutem Zureden ist es hierbei nicht immer allein getan.

# Lars Wessel als Kurator der Stiftung `moderne21´: Staatsnahes Fördern steht im Vordergrund




Bewerberin Aleyna Gökdal
BEWERBERIN für Wahlabsage

Aleyna Goekdal

Aleyna Gökdal vertritt die Initiative `Wahlabsage - Mehr Demokratie, weniger Politik´ aus ureigenster Überzeugung. Litt sie doch als Jugendliche mit Migrationshintergrund ganz besonders unter dem deutschen Schulsystem, für das Gerechtigkeit und Gleichheit nach wie vor Fremdworte sind. Nur die Politik kann hier ihrer Ansicht nach für Fortschritt sorgen.

# Mit positiven Vibrationen für ein gutes Wähler-Kharma: Die Schwingungen der Nichtwähler

# Moderne Menschen sind für eine hohe Staatsquote: Konsequente Courage auch im Steuerwesen


Staatsnah - Informationen über die m21-Stiftung
Impressum, Datenschutz



Hörspiel
'Staatsnah ... geht die Moderne stiften'
Realisiert von Hartmut Lühr
Die staatsnahe Stiftung 'moderne21' fördert jährlich eine zivilgesellschaftliche Initiative mit einer hohen Summe. Dieses Mal gibt es gleich vier Bewerber, die die Stiftungskuratoren vor eine schwere Wahl stellen: Um die Finanzspritze konkurrieren persönliche Vertreter der Initiativen `Dudelstopp´, `Gewalt-geht-immer´, `Wir-sind-wichtig´ und `Wahlzusage´. Wer streitet vor den Kuratoren am gewieftesten für seine Initiative ?
mit Manfred Callsen (Wessel),
Nadia Panknin (Schmidt-Peters),
Nina Ernst (Holpert-Mang),
Andreas Goebel (Opaschewsky),
Udo Wiegand (Klaschka),
Ninoschka Schlothauer (Goekdal).
54 Min. | 43 MB | DOWNLOAD / PLAY




Diese Stiftung ist eine Satire der Politik- und Kunstplattform 'moderne21'




Video
Aktionsvideo 'Wahlabsage'
WAHLABSAGE

Aktionsvideo
'Aktionsvideo'
DUDELSTOPP







Resonanz:

Es sei eine arrogante Umkehr der Verhältnisse, aber diese sei typisch für die 'neuen Hochmütigen' (DER SPIEGEL 38|2013)
"DER SPIEGEL hält in seiner Titelstory eine Hörspielfigur für real" (Markus Kompa in TELEPOLIS)
Ebenfalls über den Realitätsverlust des SPIEGELS in Bezug auf ein Hörspiel schreiben SPIEGELBLOG sowie SPIEGELKRITK






Bewerber Hardy Klaschka
BEWERBER für Dudelstopp

Hardy Klaschka

Der Initiative `Dudelstopp – wollen wir Friedhofsruhe ?´ möchte der ehemalige Musiker Hardy Klaschka Fördergelder sichern. Die Bewegung will der mit dem demographischen Wandel aufziehenden Friedhofsruhe mit einem beherzten Beschallungsprogramm entgegenwirken. So etwas kostet natürlich Geld, denn selbst Konservenmusik ist nicht umsonst.

# Jetzt reicht´s uns aber mit dem demographischen Wandel: Kein Spielen der `Familienkarte´

# Nicht rechtzeitig aufgehört mit der Plattenpresse: Stilistische Entgleisungen




Bewerberin Manuela Holpert-Mang
BEWERBERIN für Wir sind wichtig

Manuela Holpert-Mang

Manuela Holpert-Mang ist der Überzeugung, dass das Stiftungsgeld bei der Initiative `Wir sind wichtig – der Wirtschaft zuliebe´ am besten angelegt wäre. Unterstützt die Gruppe doch seit Jahren moralisch jene Menschen, denen die vollständige Ausrichtung ihres Lebens nach den Bedürfnissen der Ökonomie zunehmend Probleme bereitet.

# Die Lebensplanung lieber Experten überlassen: Das sind allesamt Misanthropen ? Von wegen !

# Mit professionellen Medien über Armut und Neoliberalismus aufklären: Hamburg statt Ost-Berlin




Bewerber Albrecht Opaschowsky
BEWERBER für Gewalt geht immer

Albrecht Opaschowsky

Die Initiative `Gewalt geht immer – violare humanum est´ schließlich wäre für Albrecht Opaschowsky der geeignetste Nutznießer der Förderung. Die Organisation räumt nach eigenen Angaben mit rosaroten Illusionen bei der Kriminalpolitik auf und hilft so den Bürgern, die Gefahren des Alltags realistischer einzuschätzen und sich selbst zu schützen.

# Vom Unbehagen fehlgesteuerter Bürger: Zynismus und Sarkasmus in Sachen Kriminalpolitik

# Positive Diskriminierung und Prävention im Box-Ring: Immer feste auf auf die Schnauze



Video
'Gewalt geht immer'
GEWALT GEHT I.

Video
Video 'Wir-sind-wichtig'
WIR SIND WICHTIG




weitere Informationen
Protokoll, Fallbeispiel I / II




zivilgesellschaftliches Bündnis unter dem Dach von `moderne21´
Bündnis `Kreative Mitte´
KREATIVE MITTE

zivilgesellschaftliches Bündnis unter dem Dach von `moderne21´
Bündnis `Berliner Mehrwert´
BERL. MEHRWERT





Zum HÖRSPIELer-Portal






DIE SICH BEI moderne21 UM STIFTUNGSGELDER BEWERBENDEN INITIATIVEN:

DIE NAMEN DER BETEILIGTEN SIND AUF DEN JEWEILS VERLINKTEN SEITEN AUFGEFÜHRT





FÖRDERUNG

Staatsnah (geht die Moderne stiften)

Die staatsnahe Stiftung moderne21 fördert jährlich eine zivilgesellschaftliche Initiative mit einer hohen Summe. Dieses Mal gibt es gleich vier Bewerber, die die Stiftungskuratoren vor eine schwere Wahl stellen: Um die Finanzspritze konkurrieren persönliche Vertreter der Initiativen `Dudelstopp´, `Gewalt-geht-immer´, `Wir-sind-wichtig´ und `Wahlabsage´. Wer streitet vor den Kuratoren am gewieftesten für seine Initiative ?

Aleyna Gökdal vertritt die Initiative `Wahlabsage - Mehr Demokratie, weniger Politik´. Und das aus ureigenster Überzeugung. Litt sie doch als Jugendliche mit Migrationshintergrund ganz besonders unter dem deutschen Schulsystem, für das Gerechtigkeit und Gleichheit nach wie vor Fremdworte sind. Nur die Politik kann hier ihrer Ansicht nach für Fortschritt sorgen.
Die Initiative `Gewalt geht immer – violare humanum est´ wäre hingegen für Albrecht Opaschowsky die geeignetste Empfängerin der Förderung. Die Organisation räumt nach eigenen Angaben mit rosaroten Illusionen bei der Kriminalpolitik auf und hilft so den Bürgern, die Gefahren des Alltags realistischer einzuschätzen und sich selbst zu schützen.
Manuela Holpert-Mang ist der Überzeugung, dass das Stiftungsgeld bei der Initiative `Wir sind wichtig – der Wirtschaft zuliebe´ am besten angelegt wären. Unterstützt die Gruppe doch seit Jahren moralisch jene Menschen, denen die vollständige Ausrichtung ihres Lebens nach den Bedürfnissen der Ökonomie zunehmend Probleme bereitet.
Der Initiative `Dudelstopp – wollen wir Friedhofsruhe ?´ möchte schließlich der ehemalige Musiker Thomas Klaschka die Förderung sichern. Die Bewegung will der mit dem demographischen Wandel aufziehenden Friedhofsruhe mit einem beherzten Beschallungsprogramm entgegenwirken. So etwas kostet natürlich Geld, denn selbst Konservenmusik ist nicht umsonst.

Damit die Kuratoren Schmidt-Peters und Wessel eine Entscheidung fällen können, erhalten alle vier Bewerber ausreichend Zeit, die eigene Initiative sachlich aber auch garniert mit der einen oder anderen Anekdote zu präsentieren und sich von den Mitbewerbern abzugrenzen.
Zum Schluss, so wäre eigentlich zu erwarten, wird es einen ehrlichen Gewinner geben. Aber entgegen aller Routine ist Betrug im Spiel und es läuft doch nicht alles glatt.



TONDOKUMENT

Ist das bundesdeutsche Stiftungswesen zu staatsnah ?

Stiftungen haben im allgemeinen Verständnis meistens etwas zu vergeben, deshalb haben sie ein eher positives Image in der Öffentlichkeit. Es verwundert daher nicht, wenn sie hin und wieder auch zum Gegenstand von Kritik durch Neider und Nörgler werden. Nun hat die Kritik jedoch neue Nahrung erhalten.

In der Öffentlichkeit kursiert seit kurzem ein Tondokument, das während der Entscheidungsfindung für die Vergabe von Fördergeldern durch die satirische Stiftung `moderne21´ entstand. Es lief offenbar ein verstecktes Aufzeichnungsgerät mit als die Bewerber von vier zivilgesellschaftlichen Initiativen in der Hamburger Residenz der Stiftung `moderne21´ um die jährlich gezahlte Finanzspritze miteinander konkurrierten.

Die Tonqualität ist überraschenderweise ganz hervorragend. Der Aufnahme ist kaum anzumerken, dass sie mit verstecktem Mikrofon vorgenommen wurde. Das Ganze hört sich viel eher an, wie ein professioniell produziertes Hörspiel, was der Authentizität des Inhalts selbstverständlich keinen Abbruch tun muss.
Ob man nun mit einer Doku zu tun hat oder mit einem raffinierten Fake, ob das alles Politik ist oder noch Satire oder ob die staatstragende Satire bereits zu Politik geworden ist, das ist heutzutage nur schwer auseinanderzuhalten. Die beiden Kuratoren der erklärtermaßen staatsnahen Stiftung `moderne21´, Frau Schmidt-Peters und Herr Wessel, schlagen sich jedenfalls wacker in dem Bemühen, den geeignetsten Kandidaten für die Fördergelder herauszufiltern.

Nach dem Abhören des Tondokuments drängt sich manchem Zuhörer jedoch der Eindruck auf, dass Stiftungen möglichst politikkonform und somit staatsnah agieren müssen, um in der Mediengesellschaft bestehen zu können. Zu fragen wäre, ob es sich hierbei um ein notwendiges Übel handelte oder um ein zunehmend kritisch zu bewertendes Phänomen, gegen das anzugehen sei.



BEWERBER OPASCHOWSKY

Duisburg im Zentrum der Gewalt

Bewerber für die Initiative `Gewalt geht immer - violare humanum est´ ist Albrecht Opaschowsky aus Duisburg. Bei dieser Kombination ist man schnell versucht, einen bekannten Fernsehkommissar aus den Achtzigern mit ihm zu assoziieren, aber damit liegt man vollständig falsch: Opaschowsky ist kein telegener schnurrbärtiger Haudrauf-Typ, sondern ein nüchterner Interessenvertreter von Gewalttätern und Gewaltopfern. Zwischen ihnen will seine zivilgesellschaftliche Initiative einen fairen Ausgleich schaffen helfen. Offenbar ist sie dabei seit einigen Jahren auf einem guten Weg.

Auto nach JungmännergewaltOpaschowsky vertritt die Ansicht, dass `eine Mehrzahl von gefährlichen Schlägern sich bei genauerem Hinsehen lediglich als etwas zu groß geratene Jungs entpuppt´ und kritisiert, dass gerade jungen Tätern ein förmliches Strafverfahren oft mehr schadet als nutzt. Ebenso beklagt er den leider recht hartnäckigen Trend, dass immer mehr Bürger das bewährte täterorientierte Rechtssystem offenbar nicht mehr ausreichend zu schätzen wissen und Veränderungen anmahnen.

Bei einem delikaten Thema, wie der Gewaltkriminalität, stellt sich natürlich die Frage, ob jemand wie Albrecht Opaschowsky eventuell selber einen persönlichen Bezug zu der Initiative hat, die er vertritt. Wurde er als Kind vermöbelt ? War sein Vater Tischler ? Hat er selber geprügelt ? Diese Fragen verneint er allesamt, beziehungsweise relativiert: `Ich hab mich nicht mehr gekloppt als andere gesunde Jungs in Duisburg.´ Herr Opaschowsky hat sich weder als Gewalttäter noch als Gewaltopfer profiliert. Wobei festgehalten werden sollte, dass der Sprecher der Initiative `Gewalt-geht-immer´ ebenso gut in jeder anderen Stadt neben Duisburg beheimatet sein könnte. Duisburg ist keinesfalls das Zentrum der Gewaltkriminalität in der Bundesrepublik und strebt diesen Status auch nicht an.



POSITIVE DISKRIMINIERUNG

Immer feste auf auf die Schnauze

Albrecht Opaschowsky boxt im Rahmen von Anti-Aggressions-Trainings seit langem mit jungen Straf- und Intensivtätern. Er und andere helfen den jungen Männern, ihre Techniken zu verfeinern. Diese dürfen sie dann selbstverständlich im wirklichen Leben nicht anwenden. Das tun sie idealerweise später auch nicht. Dennoch: Mit etwas anderem als Gewalt kann man realistischerweise junge Menschen, die nichts anderes kennen als Gewalt, auch nicht erreichen. Im Gegenteil: Mit weltfremden Anschauungsunterricht über Frieden und Nächstenliebe würde man die nur noch zusätzlich durch einen Kulturschock traumatisieren. Die Bergpredigt versteht nun einmal nicht jeder.

Polizei-Einsatzleiter in BerlinDie aktuelle gesellschaftliche Gewaltproblematik wird von Albrecht Opaschowsky folgendermaßen beschrieben: `Sie haben heute vielfach Männer mit viel Testosteron und wenig Teamfähigkeit, denen im Beruf bei der Beförderung vielleicht eine konsensorientierte junge Frau vorgezogen wird - aus guten Gründen, natürlich. Und die dann mit guter Miene unter ihr arbeiten müssen.´ Hier könnte man einwerfen, dass wirklich moderne Männer zum Glück schon von sich aus einsehen, dass Frauen aufgrund der jahrtausendealten Benachteiligung moralisch heute eine positive Diskriminierung am Arbeitsmarkt zusteht - quasi als Ausgleich oder einfach als `Dankeschön´.

Opaschowsky plädiert dafür, sich dennoch nichts vorzumachen: In beinahe jedem anderen relevanten Kulturkreis außer dem westlichen, würden Männer eine solche Behandlung als ungeheure Demütigung erleben oder zumindest als `sehr schlechten Witz´. Diese Einschätzung wirft möglicherweise auch ein Licht auf den Vertreter der Initiative `Gewalt geht immer´ als Privatmann, der Gewalt als männliche Eigenschaft eigentlich ganz in Ordnung findet und lediglich nur gegen ungesühnte Gewalt agitiert, die gegen vorzivile krude Spielregeln verstößt. O-Ton `Opaschowsky´: `Immer feste auf auf die Schnauze ... mit voller Wucht - aber fair ! Bis einer auf dem Boden liegt und völlig ausgepowert ist. Aber eben sportlich, mit klaren, bewährten Regeln. Mann gegen Mann. Täter gegen Täter, wenn sie so wollen. (...) Frauen kämpfen anders. Die haben die Quoten. Und die Politik.



UNBEHAGEN

Zynismus und Sarkasmus

Es gibt Gewaltverbrechen, bei denen Menschen schweren Schaden nehmen – dies wird von der Initiative `Gewalt geht immer´ nicht bestritten. Die Öffentlichkeit reagiert jedoch mit wachsendem Unmut auf den in ihren Augen paradoxen Umgang mit gefährlichen Straftätern. Dies ist ein relativ neues Phänomen.

Nun muss `neu´ tatsächlich nicht automatisch falsch sein. Aber dennoch ist eine Gesellschaft ohne Kriminalität kaum Freund und Helfer in Berlindenkbar und genau genommen auch nicht wünschenswert, wenn man keinen Orwellschen Überwachungsstaat haben will. Zwar muss `beschützen´ muss nicht immer auch automatisch `überwachen´ heißen. Aus Sicht der Initiative `Gewalt geht immer´ ist der Umgang mit Gewaltkriminalität durch Polizei, Justiz und Politik vorbildlich und deshalb sollte er von den Bürgern mit Vertrauen belohnt werden. Trotzdem bleibt Gewalt ein natürlicher Teil der sozialen Ordnung, mit dem wir leben müssen. Eine mögliche Teillösung für das Gewaltproblem wäre zum Beispiel, wenn verantwortungsbewusste Frauen und Männer sich bemühten, aggressive Menschen nicht unnötig zu provozieren – weder durch vermeintlich mutiges, noch durch übertrieben couragiertes Verhalten.

Wem das zu zynisch klingen mag, der sei darauf hingewiesen, dass der Kriminalpolitik an anderer Stelle hin und wieder durchaus gerne unterstellt wird, durch Bagatellisierung von Gewaltverbrechen oder durch überzogenen Täterschutz die Bevölkerung absichtlich zu verängstigen. Und dies deshalb, damit diese eine Vergrößerung des Staatsapparates akzeptiert in der Hoffnung auf mehr Sicherheit für Leib und Leben - Das ist Zynismus. Die Feststellung, eine solche Strategie würde den Interessen der Bürger entgegenlaufen, daher sei diese Unterstellung abwegig ist hingegen Sarkasmus.
Als Fazit sollten moderne Menschen sich mit den leider alltäglich gewordenen Gewaltdelikten abfinden und arrangieren - mögen die im einzelnen auch noch so unangenehm erscheinen. Die Initiative `Gewalt-geht-immer´ leistet hierzu einen Beitrag. Und zwar indem sie übertriebene Erwartungen zum Thema `Kriminalitätsbekämpfung´ mit dem notwendigen politischen Realismus konfrontiert und so unvermeidlichen Enttäuschungen vorbeugt.



BEWERBERIN GÖKDAL

Mehr als `Sonne, Mond und Sterne´

Bewerberin für die Initiative `Wahlabsage - Mehr Demokratie, weniger Politik´ ist Aleyna Gökdal. Im Personality-Abschnitt des Bewerbungsgesprächs mit den Stiftungsmitgliedern verrät sie, dass sie in Ankara in den 60er Jahren geboren wurde, was eine türkische Abstammung nahelegt.

Aktuell noch Sonne, später eventuell auch Mond und gegebenenfalls SterneDie Türkei ist, das wissen nicht nur Anhänger der GRÜNEN, mit `Sonne, Mond und Sterne´ noch nicht umfassend beschrieben - hierauf geht Gögdal jedoch nicht weiter ein, was sich möglicherweise noch als recht geschickt herausstellen könnte. Als sie sechs war, holte ihr Vater ihre Mutter, die kleine Aleyna und ihre Schwester nach Köln-Nippes nach. Gökdal legt wert auf die Feststellung, lediglich eine Schwester und keinen Bruder zu haben.
Während ihrer Kindheit ist sie mit ihrer Familie oft in die Türkei gefahren, das `schönste Land überhaupt´. Ihren späteren Ehemann hat sie dort allerdings nicht kennengelernt und auch politisch haben sie ihre Türkeibesuche nicht über die Maßen geprägt. Ihre politische Initialzündung hatte sie erst Jahre später auf ihrem Gymnasium in Nippes. Ungefähr ab der 10. Klasse wurde unübersehbar, dass es eine kleine Gruppe von Mädchen gab, die hübscher waren als andere. Sie waren nicht etwa lediglich `besser gekleidet´, sondern tatsächlich `von Natur aus´ schöner. Das fand die junge Aleyna nicht in Ordnung, unfair und einer modernen Gesellschaft unwürdig.

Sie schloss sich daher aus diesem und aus anderen Gründen politischen Parteien an, die sich Gerechtigkeit, also die Aufhebung von Unterschieden, auf die Fahnen geschrieben haben. Dies tat sie in der klassischen Farbfolge `rot - grün - lila´, also mit zunehmender moralischer und politischer Glaubwürdigkeit und unterstützte so auf ihre Weise und aus ihrer ganz eigenen Motivation heraus den gesellschaftlichen Fortschritt in der Bundesrepublik.



VIBRATIONEN

Die Schwingungen der Nichtwähler

Es ist empfehlenswert, sich innerhalb seines engeren sozialen Umfeldes darüber zu informieren, welcher Freund, welche Tante, welcher Kollege zur Gruppe der Nichtwähler gezählt werden müssen. Man möchte ja schließlich auch wissen, ob gute Bekannte bereits eine Drogenkarriere hinter sich haben oder ob eine Kusine irgendwann einmal abgetrieben oder ein Vorgesetzter einmal Fahrerflucht begangen hat. Will man mit solchen Menschen zusammenarbeiten, ein Bier trinken gehen oder gar Sex haben ?

Licht am Ende des Tunnels - auch für Nichtwähler ?Das jeweilige politische Partizipationsverhalten sollte relevant sein für die Frage, wie nahe uns jemand steht oder stehen darf - wenn wir uns als Demokratinnen und Demokraten ernst nehmen wollen. Im engeren sozialen Umfeld besteht daher ein besonderes Interesse aus einer möglichen Nähe der entsprechenden Personen zum Milieu der Nichtwähler. Selbst wenn dies auf den ersten Blick nicht überlebenswichtig erscheint. Der Aspekt des `Überlebens´ muss beim Nichtwählerphänomen dennoch eine Rolle spielen: Es geht allem Anschein nach auch ums `Über´leben, um das Leben nach dem Leben, das Leben nach dem Tod. Möglicherweise stimmt es also, dass Wahlverweigerer einen Punktabzug für ihr nächstes Leben bekommen - auch wenn man dies bisher nicht beweisen konnte.

Dennoch bleibt ein unübersehbarer Wink auf die Belastungen für das Karma bewusster Nichtwähler. Einige Leute streiten sich darüber, wirklich Konkretes ist nicht bekannt, manche wollen darüber auch lieber nichts Genaueres wissen. Es deckt sich zumindest nicht mit den Überzeugungen der zivilgesellschaftlichen Initiative `Wahlabsage - mehr Politik, weniger Demokratie´, die Nichtwähler wie Abweichler zu behandeln, sie zu diskriminieren und mit Punktabzug zu bestrafen. Diskriminierung ist nicht umsonst ein Verbrechen. Die passiven Wahlverweigerer sollen stattdessen abgeholt und mitgenommen werden zur Wahlurne !



STAATSQUOTE

Konsequente Courage auch im Steuerwesen

Die Initiative `Wahlabsage - Mehr Demokratie, weniger Politik´ kündigte an, in absehbarer Zeit eine sogenannte politische `Goodwill-Kampagne´ für mehr Steuergerechtigkeit sowie ein höheres Steueraufkommen auf den Weg zu bringen.

Berliner Strassenansicht des Bundes der Steuerzahler Deutschland e.V.Dem Vernehmen nach geht es der zivilgesellschaftlichen Gruppierung um Nachhaltigkeit für die Basis allen politischen und staatlichen Handelns. So wird die Aktivistin Aleyna Gökdal im Zuge einer Bewerbung um Stiftungsgelder mit den Worten zitiert "Wenn man Wert darauf legt, couragiert für die politische Durchgestaltung des Alltags einzutreten, dann sollte man sich konsequenterweise auch für mehr Steuergerechtigkeit und mehr Steueraufkommen, kurz: mehr Akzeptanz für das Steuerwesen einsetzen."
Da es sich bei der erwähnten staatsnahen Stiftung um `moderne21´ handelt, kann Frau Gökdal von `Wahlabsage´ relativ sicher sein, dass ihrem berechtigten Anliegen mit Wohlwollen begegnet werden wird. Denn schließlich stärken Steuern im Idealfall nicht nur allgemein die Solidargemeinschaft, sondern sie stellen darüber hinaus ganz fundamental bildlich gesprochen das Futter für die Politik dar. Das Herunterfahren des Steueraufkommens käme daher einem Nahrungsentzug gleich. Und der bedeutete dann konkret - wiederum bildlich gesprochen - den Hungertod für Gerechtigkeit, Gleichstellung und Wohlsein. Dies kann und darf niemand wollen und eigentlich auch niemand anders sehen.

Über den Ausgang der Bewerbung um Stiftungsgelder durch Frau Gökdal bei `moderne21´ soll aus Rücksicht gegenüber den anderen Mitbewerberinnen und Mitbewerbern nicht weiter informiert werden. Es sei an dieser Stelle nur konstatiert, dass Frau Gökdal den Interessen ihrer Initiative `Wahlabsage - Mehr Demokratie, weniger Politik´ mit großem Geschick und einer gehörigen Portion Raffinesse Geltung verschaffte.



BEWERBER HARDY KLASCHKA

Profilneurotiker und Sonderlinge

Ursprünglich startete die Initiative `Dudelstopp´, die bei der moderne21-Stiftung von Hardy Klaschka vertreten wird, tatsächlich als Initiative gegen unfreiwilligen Musikkonsum im öffentlichen Raum – also Musik in Wartezimmern, Kaufhäusern, Fahrstühlen, Warteschleifen etc. Dann jedoch wechselte man die Seiten, um den Dialog mit der Musikindustrie zu suchen und dann allmählich nicht mehrheitsfähige Standpunkte zu revidieren. Dazu steht man mittlerweile ganz offen bei der ehemaligen Graswurzelbewegung.

Erfolgreicher Aktivist KlaschkaDie Initiative `Dudelstopp - Wollen wir Friedhofsruhe ?´ setzt sich heute kritisch mit der Frage auseinander, wie eine Welt aussehen würde, in der Musik nur noch im Einvernehmen aller Anwesenden gespielt werden dürfte. Eine Handvoll skurriler Bündnisse und Querulanten fordert seit einiger Zeit die Einschränkung oder sogar das Verbot kostenlos bereit gestellter Musik im öffentlichen Raum. Es sei daran erinnert: Vor einigen Jahren gehörte `Dudelstopp´ unter dem Slogan `Musik ohne Zwang´ auch noch dazu. Paradoxerweise hatten viele dieser Gruppen ihren Ursprung in Hamburg.

Entgegen der herrschenden Political Correctness ist man jedoch allmählich dazu übergegangen, die dahinterstehenden Personen klar und unmissverständlich zu benennen als Profilneurotiker und Sonderlinge, die fahrlässigerweise die sozialen und wirtschaftlichen Folgen ihres Tuns ausblenden. Darüber klärt das neue `Dudelstopp´ die Menschen auf. Und Aufklärung tut offenbar Not, werden Musikfreunde, die ihren Bedürfnissen obsessiv in der Öffentlichkeit nachgehen, doch häufig genug mit bösen Blicken und dahingenuschelten Anspielungen konfrontiert von Mitbürgern, die offenbar partout nicht in der Freizeitgesellschaft ankommen wollen. Es ist nicht zuletzt an der Initiative `Dudelstopp´ diesen Menschen die Hand zu reichen und sie mitzunehmen in die moderne Erlebnisgesellschaft.



KONTROVERSE

Kein Spielen der `Familienkarte´

Am am Tonträgergewerbe und der Beschallungsindustrie hängen nach neuesten Schätzungen ungefähr 300.000 Arbeitsplätze. Dies ist gerade in der selbstverschuldeten aber nichtsdestotrotz sehr bedrohlichen Kapitalismuskrise, in der sich der Westen befindet, nicht zu vernachlässigen. Selbstverständlich kommt es in der Branche auch mal zu Fehlentwicklungen und negativen Auswüchsen. Diese werden sehr ernst genommen und einzudämmen versucht. Aber es wird natürlich immer ein paar überempfindliche Menschen geben, die sich gestört oder belästigt fühlen, Einzelgänger und Außenseiter. Man sollte sie nicht beschimpfen sondern muss vielmehr auf ihre Ängste und Neurosen eingehen.

Dudelstopp auf Gema-DemonstrationWissenschaftler vermuten tatsächlich, dass die schwindende Rücksichtnahme im täglichen sozialen Miteinander auf veränderte Familienstrukturen zurückzuführen ist: Es fehlen tatsächlich immer öfter Geschwister und Väter. Aber solche Aussagen sollte man bis zur Vorlage solider empirischer Studien zurückhalten. Die Gegner der neuen Initiative `Dudelstopp´ und ihrer Anliegen könnten sie publikumswirksam als Spekulation abtun. Die `Familienkarte´ zu spielen – dies sollte ohnehin das allerletzte Mittel in der Auseinandersetzung sein.

Viele moderne Singles sind bereits heute von der Tatsache betroffen, dass die Deutschen immer älter und damit natürlich auch einsamer werden, das bestreitet die Initiative `Dudelstopp - wollen wir Friedhofsruhe´ nicht. Ganz im Gegenteil: Dies sollte Motivation genug sein, gemeinsam mit der Musikindustrie gegen die aufziehende Friedhofsruhe anzugehen. Ein tatsächlicher 'Dudelstopp' würde dabei niemanden weiterbringen. `Dudelstopp´ sagt: `Pulsierende Lautsprecher bringen Leben in die vergreisende Gesellschaft´. Damit liegt sie richtig, denn totalitäre Ruhe steht für Einsamkeit und Tod, das sollte man gerade hierzulande eigentlich wissen.



HISTORIE

Stilistische Entgleisungen

Herr Hardy Klaschka erzählt Menschen, die sich für die Initiative `Dudelstopp - Wollen wir Friedhofsruhe ?´ interessieren, gerne etwas aus seinem ganz persönlichen Werdegang. Denn es liegt nicht für jeden ohne weiteres auf der Hand, wie man im positiven Sinne ein Musiklobbyist und ein Schrecken für die Freunde der Stille wird.

Junger MusikerKlaschka kommt aus Hamburg. Die Stadt war lange Zeit der Standort der Musikindustrie in Mitteleuropa. Das hat ihn vermutlich geprägt in seiner Bejahung musikalischen Kommerzes. Als 18jähriger spielte er sogar in einer Band mit – sie waren zu dritt und nannten sich `Abortive Gasp´. Ein Name, der den guten Geschmack auf den ersten Blick etwas hinter sich lässt. Jungen Männern in einem gewissen Alter sollte man gewisse stilistische Entgleisungen wohl tatsächlich nachsehen. Sie können mit zunehmender Reife dennoch zu Höchstleistungen auf den verschiedensten Gebieten fähig sein.

Wenn Klaschka an vergangene Zeiten denkt, kommt er auf interessante Hypothesen: `Viel von dem Ärger mit unfreiwillig konsumierter Musik hätten wir heute nicht, wenn die großen Musikindustrie-Nationen einfach 1978 ihre Produktion eingestellt hätten: Da hatte Jean Michel-Jarre sowohl `Oxygene´ als auch `Equinoxe´ vollendet und man hätte wunderbar sagen können: Das war´s jetzt – neben diesen in jeder Hinsicht perfekten Produktionen ist alles andere ein Fliegenschiss. Aber diesen Zeitpunkt hat man damals verpasst.´ Es ist tatsächlich nur schwer zu verstehen, warum die Plattenindustrie nach `Equinoxe´ die Neuproduktionen nicht eingestellt und sich einfach auf die Pflege ihres Repertoires konzentriert hat. Zum Beispiel mit Liebhaber-Editionen: Schallplatten-Sammelboxen würden einem hier in den Sinn kommen, gerade weil Hamburg für seine Vinylproduktion ja bekannt war. Man könnte meinen, die gierigen Musikmanager haben noch laufende Subventionen für die Kulturindustrie einstreichen wollen, obwohl der Höhepunkt längst hörbar überschritten war - ähnlich wie etwa bei der Steinkohle.



VERSCHWÖRUNG

Allesamt Misanthropen

Nach Ansicht von Manuela Holpert-Mang und der Initiative `Wir sind wichtig - der Wirtschaft zuliebe´ mutiert das `Single´-Phänomen regelmäßig zu einem Schreckgespenst in unserer Mediengesellschaft. Dabei werde `Einsamkeit´ als intensives Lebensgefühl vollkommen unterschätzt. Man hebe viel zu wenig hervor, warum moderne Frauen und Männer sie auf sich nähmen: `Gesellschaftlichen sowie wirtschaftlichen Fortschritt gibt es nun einmal nicht zum Nulltarif.´

EinsamkeitEine besonders perfide Unterstellung gegenüber Aktivisten, die sich der Sache des Fortschritts und der Gerechtigkeit verschrieben haben, ist, sie würden sich im mittleren Alter bewusst, ihr eigenes Leben vermurkst zu haben; Kompensieren würden sie dies damit, zusammen mit staatlichen Institutionen strukturell darauf hinzuwirken, dass möglichst viele andere Menschen ihrem Beispiel folgen: `Ich leide, also sollen andere auch leiden.´ Diese Unterstellung ist tatsächlich absurd, zielt sie doch darauf ab, dass staatliche Entscheidungsträger allesamt Misanthropen wären.
Von solch kruden Thesen und Verschwörungstheorien ist es dann allerdings nicht mehr weit zu der Unterscheidung zwischen zwei Gruppen gesellschaftspolitischer Akteure: Die zuvor gerade beschriebene und die andere, die sich ebenfalls bewusst ist, ihr Leben ohne Familie und tieferen Sinn unwiderruflich vergeigt zu haben. Aber im Gegensatz zur ersten Gruppe, würden sie alles daran setzen, andere durch Information, Aufklärung und ebenfalls Veränderungen der Strukturen vor dem eigenen `Schicksal´ zu bewahren.

Es liegt auf der Hand, welche der beiden Gruppen politisch, medial und moralisch an den Pranger gestellt wird - die erste selbstverständlich. Auch wenn es sie gar nicht wirklich gibt, sondern sie lediglich als Konstrukt existiert. Als Konstrukt von Moralisten, von `Hass´-Moralisten.



BEWERBERIN HOLPERT-MANG

Mit Mangas gegen die Zumutungen

Manuela Holpert-Mang ist in Hannover aufgewachsen und lebt dort immer noch. Eigentlich wollte sie Maschinenbau oder Elektrotechnik studieren – also möglichst etwas `Untypisches´. Aber dann ist sie doch bei den Sozialwissenschaften gelandet und hat dort ihren Abschluss gemacht. Danach hat sie lange beim NDR gearbeitet als Redakteurin. Verheiratet war sie nur kurz. Stattdessen hat sie zwei wunderbare Hunde aufgezogen – ohne Unterstützung im Großen und Ganzen, wie sie sagt. Heute streitet Frau Holpert-Mang bei der Stiftung `moderne21´ um dringend benötigte Fördergelder für die Initiative `Wir sind wichtig - der Wirtschaft zuliebe´.

Holpert-Mang kann vom Girlie-Look der Mangas einfach nicht lassen, den sie einfach `zu genial´ findet: `Das Make-up, die Farben, die Strähnchen. Ich mach ja nur den ganz soften Style. Schließlich bin ich auch schon ein bisschen aus dem Teenager-Alter raus. Hätte ich irgendwann mal eine Tochter gehabt, hätten wir sicher viel Spaß mit den Mangas gehabt. Und uns gegenseitig geschminkt.´ So bleibt sie zumindest optisch selbst noch ein großes Girlie. Zum Glück ist heute modetechnisch alles erlaubt - Madonna hat´s vorgemacht.
Ansonsten haben die Arbeitnehmer ja auch wirklich genug Entbehrungen zu bringen: Für die springt seit einiger Zeit ihre Initiative Familienleben contra Karriere ?`Wir sind wichtig´ in die Bresche, denn immer mehr Menschen treten nun einmal wegen ihrer beruflichen Unentbehrlichkeit in ihrem Sozialleben kürzer. Sie bringen große Opfer für die Wirtschaft und damit das Gemeinwohl. Das hat de-facto häufig den Verzicht auf Familienleben und emotionale Stabilität zur Folge. Die Initiative 'Wir-sind-wichtig' zollt den betroffenen modernen Bürgern zusammen mit der Politik und der Wirtschaft deshalb größten Respekt und möchte sie in Zukunft mit Hilfe der m21-Fördergelder moralisch noch stärker unterstützen. Damit auch künftig alles so weiter laufen kann, wie es sich seit Jahrzehnten bewährt hat in der `Deutschland AG´.



AUFKLÄRUNG

Hamburg statt Ost-Berlin

Frau Holpert-Mangs Initiative hat bereits einige Erfolge erzielt. Dabei kann sie allerdings auch auf positive Ergebnisse aus anderen Bereichen zurückgreifen: Die publizierte Meinung erweist sich seit vielen Jahren wenigstens hier als ausgesprochen verantwortungsbewusst. Beispielsweise wird semantisch schon seit einiger Zeit nicht mehr vom Druck auf die Bürger gesprochen, arbeiten zu `müssen´ - sondern man stellt vielmehr die Errungenschaft in den Vordergrund, arbeiten zu `dürfen´. Gerade bei Frauen, bei denen es hierbei noch reichlich Nachholbedarf gab und gibt.

Die Nachrichtensendung `Tagesschau´ kam und kommt aus Hamburg - ganz anders als die Nachrichtensendung `Aktuelle Kamera´Die vielfältige mediale Reflektion des Phänomens `Armut´ spielt dabei eine Schlüsselrolle: Sie hilft anarchistischen Tendenzen vorzubeugen, nach denen Menschen Erwerbsarbeit als etwas Negatives ansehen. Beim Thema `Armut´ handelt es sich keineswegs um Angstmacherei, sondern um Aufklärung: sozialer Abstieg und Ausgrenzung stellen tatsächlich eine allgegenwärtige Gefahr dar und Geld macht eben doch glücklich. Und weniger Geld eben nicht. Oder eben entsprechend weniger.

Häufig hat ja schon der Nachbar mehr. Da ist es nur konsequent, wenn soziale Ungleichheit Dauerthema in den Medien ist: Heute sind die Alleinerziehenden von Armut bedroht, morgen die Rentner und übermorgen unausweichlich die Kinder. Hier haben Fernsehen und im Radio jede Menge zu aufzuklären, denn das Prekariat vergrößert sich permanent. Über Sendungen, die das thematisieren, wird in den Redaktionsstuben heute gar nicht erst lange diskutiert, sondern die werden gleich geschaltet. In Talkshows, Magazinen und Nachrichten. Hierbei spielt es kaum noch eine Rolle, woher die Nachrichten kommen und wer sie aufbereitet: Die `Aktuelle Kamera´ kam aus Ost-Berlin, die `Tagesschau´ kommt aus Hamburg. Das waren und sind zwei vollkommen unterschiedliche Städte - aber dies spielt heutzutage zum Glück kaum noch eine Rolle.



GRUNDSÄTZE

Vergabe von Stiftungsgeldern auf dem Prüfstand

Die hauseigene Stiftung der Politik- und Kunstplattform `moderne21´ wählt jährlich in Hamburg aus mehreren sich bewerbenden zivilgesellschaftlichen Bewegungen und Initiativen eine einzige aus, um sie finanziell zu fördern. An diesem Beispiel wird deutlich, was im gegenwärtigen Stiftungswesen in der Bundesrepublik falsch läuft: Wenn sich besonders ehrgeizige Bewerber gegen andere durchsetzen, besteht die Gefahr, dass das Leistungsprinzip den Gerechtigkeitsgedanken zu sehr in den Hintergrund drängt.

Man kann mit einigem Recht von einer gelungenen Demonstration gelebter Vielfalt im deutschen Stiftungswesen sprechen: Die türkischstämmige Polit-Aktivisten Aleyna Gökdal aus Köln-Nippes gewinnt für die von ihr vertretene Initiative `Wahlabsage´ die Bewerbung für die Förderung durch die Stiftung `moderne21´ und setzt sich damit gegen drei Mitbewerber durch. Da sie aber, gestützt durch ihre Initiative, den neoliberalen Wettbewerbsgedanken ablehnt, kündigt Frau Gökdal an, die gewonnenen Fördergelder mit ihren Mitbewerbern teilen zu wollen und stößt damit die Kuratoren von `moderne21´ zunächst vor den Kopf. Schließlich hatten die Stiftungsmitarbeiter sich erhebliche Mühe gegeben, sich zwischen den vier Bewerbern zu entscheiden. Ob der Ankündigung tatsächlich entsprechende Überweisungen folgten, ist noch unbekannt.

Dennoch hat mittlerweile offenbar auch bei `moderne21´ ein Umdenken eingesetzt, wie Kuratorin Schmidt-Peters kürzlich andeutete: `Wenn wir das Ziel der Vielfalt ernsthaft verfolgen, machen wir uns unglaubwürdig, wenn wir auf dem Weg dorthin potentielle Mitstreiter ausgrenzen oder im Regen stehen lassen. Dies muss künftig vermieden werden.´ Der sozialen Inklusion auf diese Weise das Wort redend, gibt die Politikplattform einen neuen, fortschrittlich anmutenden Weg vor, von dem sich bereits jetzt abzeichnet, dass andere Stiftungen ihm über kurz oder lang folgen werden.



GRUNDSÄTZE

Die Stiftung `moderne21´

Nachfolgend ein paar zusammenfassende Worte über die überparteiliche Stiftung `moderne21´ und ihr Selbstverständnis: Die Stiftung geht davon aus, dass wenn Bürger der Bundesrepublik die Entscheidungsträger in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft kritisieren, dies in den allermeisten Fällen ohne rationale Grundlage geschieht. Schließlich handelt es sich bei den gescholtenen Spitzenkräften fast ausnahmslos um seriöse Experten, die sich fest am Gemeinwohl orientieren.

Aber auch den Nörglern und Stänkerern will die Stiftung ein offenes Ohr und ein Forum bieten, denn sie dürfen von der Gesellschaft nicht abgeschrieben werden. Zum Glück ist Deutschland eine Republik mit Zukunft. Sein sich rapide verändernder Bevölkerungsaufbau und die daraus resultierenden großen Umbrüche werden von weitsichtigen Bürgern heute bereits als Chance begriffen. Als für die allgemeine Lebensqualität besonders vorteilhaft erweisen sich zudem die weitreichenden Aktivitäten des Sozialstaats. Dessen hochspezialisierte Beschäftigte haben ein großes Interesse an der Sicherheit und Zufriedenheit der Bevölkerung. Dennoch sind sie bestrebt, ihre Bemühungen lieber heute als morgen überflüssig zu machen. Aus der wachsenden Präsenz des Staates im Leben der Menschen resultiert ein Mentalitätswandel, der Optimismus und Zuversicht in die Zukunft fördert.

Die Stiftung `moderne21´ und ihre zum Teil ehrenamtlich helfenden Mitarbeiter bringen sich mit Geld, Zeit und Eigeninitiative für das Gemeinwohl ein. Sie wollen Politiker, Ökonomen und Medienschaffende bei der Verarbeitung der Folgen gesellschaftlichen Wandels mit Hilfe eigener Impulse und Aktivitäten zur Seite stehen. Genau wie alle seriösen politischen Kräfte steht die `moderne21´-Stiftung dem aktuellen Raubtierkapitalismus ebenso skeptisch gegenüber wie ihr gleichzeitig der Ausbau der Gerechtigkeit und die Bekämpfung der allgegenwärtigen Armut am Herzen liegt. Sie suchen den Dialog mit den Mächtigen und gehen auf diese zu, um sie im Geiste der Brüderlichkeit und der Solidarität umarmen.




Anmerkung:
Uns alle interessiert die Frage: Kann die Bundestagswahl mit Mitteln des Mediums `Hörspiel´ noch kippen oder zumindest deren Ergebnis umgekrempelt werden ? Es wäre den engagierten Politaktivisten, die in diesem Fall verantwortlich zeichnen, wirklich von Herzen zu gönnen.

Dies ist definitiv kein Hörspiel, das darauf abzielt, Zuhörer, Bürger dazu zu bringen, alle Parteien auf ihrem Wahlzettel durchzustreichen und stattdessen `moderne21´ draufzuschreiben. Das wäre unprofessionell und würde zudem etwas infantil anmuten. Auch wenn es natürlich eine sehr schöne und ermutigende Geste in Richtung der vier zivilgesellschaftlichen Initiativen unter dem Dach von `moderne21´ wäre. Deren Aktivisten hätten schon lange etwas mehr Zuspruch verdient. Aber dennoch soll an dieser Stelle keinesfalls für solch ein Verhalten geworben werden.





FALLBEISPIEL

Totalitarismusfantasie

Aus Aleyna Gökdals Aufzeichnungen:

Deutsches Reich, 1931. Kurz vor der Machtergreifung. In einer Mädchenschule im Holsteinischen `Heide´. Ich bin 14 und in der 8. Klasse. In Deutsch bin ich gut, in Hauswirtschaft und in Sport. Und ich bin blond – mal was Neues ... . Meine Phantasie spielt sich ab in der Zeichenstunde. So was gab´s damals auch schon. Wir Schülerinnen dürfen malen. Wir haben thematisch relativ freie Hand. Ich male junge Mädchen beim Baden. Natürlich züchtig. Meine Freundin Johanna malt eine Modenschau, Hildegard zeichnet einen Rummel. Die Lehrerin geht immer wieder herum, lobt und kritisiert. Sie hat ihre Lieblinge. Sie ist sehr völkisch eingestellt. Johanna ist aus einer jüdischen Familie, Hildegards Vater ist in der Gewerkschaft aktiv. Meiner ist einfacher Bauer, meine Geschwister und ich und meine Mutter müssen viel helfen.

Bevorzugte SchülerinJohanna ist sehr hübsch. Sehr dunkel und sehr hübsch. Ich schwärme heftig für sie. Und eigentlich bin ich auch stolz auf sie: Sie ist sehr begabt in den schönen Künsten. So auch beim Zeichnen. Sie hat es einfach drauf. Auch Hildegards Bild ist um Klassen besser als meines. Ich habe mich mit meinem Thema übernommen: Einerseits möchte ich gerne sportliche, leicht bekleidete Mädchen zeichnen, andererseits geniere ich mich auch dafür. Bei der Malerei gibt es keine Objektivität aber ich fühle, dass meine Zeichnung misslingt – ich traue mich einfach nicht, konsequent zu malen, was ich schön finde. So kann das nichts werden.

Lehrerin Claaßen geht von Tisch zu Tisch herum. Wie immer macht sie aus ihren persönlichen Vorlieben keinen Hehl. Johanna kritisiert sie besonders heftig und auch Hildegard putzt sie herunter. Einige Mädchen registrieren das schadenfroh, andere wie ich leiden unter der unübersehbaren Ungerechtigkeit. Am Schlimmsten ist es, wenn die Claaßen bei mir vorbeikommt: Sie hat einen Narren an mir gefressen, obwohl ich ihr und ihren wohlwollenden Blicken so gut es geht ausweiche. Aber mein Bild kann ich schlecht vor ihr verstecken und so nutzt sie die Gelegenheit, um sich daran schadlos zu halten: Sie lobt es über den Klee – alle wissen warum. Ich schäme mich, aber ich kann nichts dagegen tun. Ich traue mich nicht, laut zu sagen, dass ich viel lieber wie Johanna oder wie Hildegard zeichnen können würde. Später im Schuljahr sind ihre beiden Plätze dann plötzlich leer und bleiben es auch. Die Claaßen aber unterrichtet Heides Schüler weiterhin, auch noch lange über 1945 hinaus.


FALLBEISPIEL

Gewaltfantasie

Aus Albrecht Opaschowskys Tagebuch:

In einem stillgelegten und verfallenen Krankenhaus in einem abgelegenen und unzugänglichen Landstrich voller Dschungel im ehemaligen Indochina ist ein genial-verrückter irischer Wissenschaftler in einem Labor eingesperrt. Er forscht dort seit Jahren an einem wichtigen Impfstoff gegen eine gefährliche Tropenkrankheit und wird regelmäßig durch eine Klappe in der Stahltür von den Eingeborenen mit Essen und dem Nötigsten versorgt. Die friedliebenden kambodschanischen Ureinwohner sorgen gut für den Mann, sie wissen, wie wichtig seine Arbeit ist. Aber sie fürchten ihn auch wegen seines immer wieder zum Vorschein tretenden Wahnsinns. Zwar unternimmt er keine Ausbruchsversuche, denn ihm ist seine Forscherarbeit wichtiger. Aber er hackt seinen Aufpassern und Versorgern mit seinen Instrumenten hin und wieder einen Finger oder sogar eine ganze Hand ab, wenn sie nicht vorsichtig genug sind an der Türklappe.

Er stellt nichts mit den Gliedmaßen an, es geht ihm in diesen Augenblicken wohl nur darum, Angst und Schrecken zu verbreiten. Und seine Untaten haben keine Folgen für ihn, denn auf seinem Forscherdrang ruhen viele Hoffnungen. Die Eingeborenen verzeihen dem wahnsinnigen Wissenschaftler immer auf´s Neue, wenn wieder so etwas passiert. Vielleicht mag es anderswo auf der Welt zivilisiertere Forscher geben, die mit ähnlichen Erfolgsaussichten an dem dringenden medizinischen Problem arbeiten, aber über sie weiß man in dem abgelegenen Dorf nichts – man verlässt sich lieber auf den verrückt-genialen Fremden, den man immerhin seit Jahren kennt. Wie er zu ihnen kam und wer ihn eigentlich seinerzeit eingesperrt hat, wissen nur wenige von den Alten im Dorf – die Lebenserwartung ist dort naturgemäß nicht sehr hoch. Vielleicht hat seine Anwesenheit noch etwas mit der Kolonialzeit zu tun, obwohl es sich bei dem finsteren und ernsten Mann ja um keinen Franzosen handelt. Die Eingeborenen akzeptieren, dass der Ire hin und wieder von gefährlichen Gewaltausbrüchen heimgesucht wird, die ihnen Angst einjagen. Dennoch pflegen sie eine über die Jahre gewachsene und von Respekt geprägte Beziehung mit ihm und lassen ihn unbehelligt innerhalb seiner versiegelten Laborräume leben.

Sollte man sie nun für ihre Nachsicht für dessen archaische Triebe verurteilen oder stattdessen für ihren Langmut und ihre Ausdauer bewundern ?


Hobbes-Zitat
"Ein Wolf ist der Mensch dem
Menschen, nicht ein Mensch,
wenn man sich nicht kennt."

(nach Plautus) aus `De Cive´ von
Thomas Hobbes (1588-1679)




Hölderlin-Zitat
"Immerhin hat das den Staat zur
Hölle gemacht, dass ihn der Mensch
zu seinem Himmel machen wollte."

aus `Hyperion´ von
Friedrich Hölderlin (1770-1843)




Nietzsche-Zitat
"Staat heißt das kälteste
aller kalten Ungeheuer.
Kalt lügt es auch; und diese
Lüge kriecht aus seinem Munde:
>Ich, der Staat, bin das Volk.<“

aus `Also sprach Zarathustra´ von
Friedrich W. Nietzsche (1844-1900)




Reagan-Zitat
"Die neun erschreckensten
Wörter der englischen Sprache
lauten:
>Ich komme von der Regierung,
um Ihnen zu helfen.<“

`Ronald Reagan´, amerikanischer
Präsident (1911-2004)




WEITERE PARTEINAHE STIFTUNGEN (subjektive Auswahl; MIT DEN AUFGEFÜHRTEN STIFTUNGEN KANN MODERNE21 ALLEINE SCHON OB IHRER SATIRISCHEN NATUR SELBSTVERSTÄNDLICH NICHT KONKURRIEREN):
Rosa-Luxemburg-Stiftung
Heinrich-Böll-Stiftung
Friedrich-Ebert-Stiftung
F.-Naumann-Stiftung für die Freiheit
Konrad-Adenauer-Stiftung

Hanns-Seidel-Stiftung
Desiderius-Erasmus-Stiftung




Fotostrecken
Wir-sind-wichtig, Dudelstopp,
Wahlabsage, Gewalt-geht-immer.




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A=Autor | D=Darsteller (Auswahl)
P=Produkt. | R=Regie | L=Länge